Alle kennen den heutigen Referenten, Claude Nicollier, der eine beeindruckende Vita vorzuweisen hat. Vorerst Milizpilot auf Hunter und Tiger, dann Studium der Physik und Astrophysik und Linienpilot bei der guten alten Swissair. Bekannt geworden ist er schliesslich als erster und einziger Astronaut der Schweiz: Freude herrscht beim Präsidenten über die Ehre, den heutigen Referenten vorstellen zu dürfen.
Claude Nicolliers Karriere als Astronaut begann 1978 bei der ESA und führte ihn von 1980 bis 2005 zur NASA nach Houston in die USA. Er nahm an vier Missionen des Space Shuttle Programms teil.
„Eindrücke aus dem Weltall“ lautet das Thema am heutigen Abend. Basis der amerikanischen Raumfahrt war der Entscheid von Präsident Kennedy zu Beginn der 60-er Jahre, bis zum Ende der Dekade den ersten Mensch auf den Mond zu bringen, was dann auch im Juli 69 mit der Mission Apollo 11 gelang. Von 1981 bis 2011 wurden im Rahmen des Space Shuttle Programms insgesamt 135 Missionen mit 140 Astronauten bestritten. Bei zwei Unfällen kamen dabei 14 Crew Mitglieder ums Leben. Das Programm ermöglichte mehrfache Flüge ins All, das Material war demnach reversibel. Die aufwändige Wartung war ein Faktor, weshalb das Programm sehr teuer war. Ohne Space Shuttle wären aber die heutigen Projekte des Hubble Teleskops und der ISS nicht möglich gewesen. Claude Nicollier beschreibt aus seinen Erlebnissen, wie ein Flug abgelaufen ist. Vom Start dauerte es nur 8,5 Minuten bis zum Eintritt in die Umlaufbahn der Erde. Von da an lebte die Crew in der Schwerelosigkeit. Anfangs schläft man zum Beispiel im Schlafsack, der an der Decke fixiert ist. In der Umlaufbahn ist der Shuttle mit 28000 km/h unterwegs, die Umrundung der Erde dauert 1,5 Stunden. Daher ist jeweils kurz Tag, dann schon wieder Nacht, der Sonnenuntergang dauert zwei Sekunden. Die Dauer einer Mission beträgt nicht mehr als 15 Tage. In dieser Zeit werden im Pool während intensivem Training eingeübte Arbeiten im All ausgeführt. Claude Nicollier bezeichnet die Reparaturen am Hubble Teleskop als die spannendste Arbeit während der Missionen. Das Shuttle tritt dann mit 26 Mach in die Atmosphäre ein. Hitzefeste Kacheln schützen es vor den dabei auftretenden Temperaturen von gegen 1000 Grad. Das Shuttle wird wie ein Segelflugzeug manuell gelandet und vom Bremsfallschirm gestoppt. Die Akklimatisation an die Erde geschehe rasch, es fühle sich einfach alles schwer an und man habe das Gefühl, der Planet sei nach der Rückkehr nicht mehr der gleiche wie vor dem Start.
Im zweiten Teil erfolgt ein Einblick in die aktuellen Missionen der ISS und des Hubble Teleskops. Die ISS wurde von 1999 bis 2011 in Kooperation von 15 Staaten aufgebaut. In der Station sind es Astronauten verschiedenster Nationen, die Forschungsarbeiten zusammen ausführen. Claude Nicollier zeigte den technischen Aufbau des Hubble Teleskops – an sich ein gigantischer Fotoapparat im All – und fantastische Bilder von fernsten Galaxien, Himmelserscheinungen und der Mutter Erde.
Claude Nicollier beschreibt die folgenden Komponenten, die für den Erfolg einer Mission entscheidend sind:
1. Klare Ziele und Prioritäten, Teamarbeit
2. Strikte operationelle Disziplin (Checklisten, Prozessmanuals)
3. Das Unvorhergesehene möglichst vorhersehen und Szenarien planen
4. Nie zu wenig vorbereitet in eine Mission gehen
5. Training, Training und nochmals Training
Es sei pures Glück, dass er diese Chance für seine Flüge ins All in seinem Leben erhalten habe. Dies erfahren zu haben, geniesse er auch heute noch täglich.
Claude Nicollier beeindruckt mich persönlich sehr dadurch, dass er aus seinem reichen Schatz von Geschichten von seinen Emotionen erzählt und diese mit wunderschönen Bildern aus dem All bereichert. Fast ganz ohne Text kommt seine frei gesprochene Präsentation aus, schlicht gut!